Ist die Indie-Szene überbewertet?

Die E3 hat es mal wieder gezeigt: Kein Systemanbieter kann es sich derzeit erlauben, Indie-Spiele zu ignorieren. Jeder Konsolenhersteller musste einfach mindestens einen Trailer zeigen, in dem jede Menge kleine und große Spiele von kleinen und unabhängigen Teams gezeigt wurden. Die Szene ist groß geworden. Vielleicht sogar zu groß?

Faszination Minecraft

Seitdem Markus Persson 2009 Minecraft öffentlich vorgestellt hat, ist eine Menge passiert. Angetrieben vom Erfolg des Schweden, ist die Indie-Szene der Spieleindustrie förmlich explodiert. Sicher, auf dem PC gab es schon vor Minecraft jede Menge gut gemachte Spiele, die von unabhängigen Entwicklern produziert wurden. Das ist auch kein Wunder, da der PC traditionell immer eine offene Plattform war, die eine solche Kultur fördert. Auf den großen Konsolen sah die Geschichte jedoch bisher anders aus, wurden diese doch vor allem durch Retail-Spiele und hohe Lizenzgebühren geprägt. All das sind Rahmenbedingungen, die es unabdingbar machten, einen Publisher zu haben, der das eigene Spiel in die Regale brachte.

Der Beginn des Indie-Hypes: Minecraft

Der Beginn des Indie-Hypes: Minecraft

Mit dem Siegeszug der Online-Shops und der größeren Akzeptanz gegenüber ausschließlich digitalen Spielen schienen sich diese Voraussetzungen jedoch zu verschieben. Alles, was fehlte, war ein Umdenken bei den großen Konzernen. Ein Blick auf die E3-Präsentationen dieses Jahr verrät: Microsoft, Nintendo und Sony haben verstanden und bieten mittlerweile nicht nur ihre Bühne für die Indie-Szene an, sondern auch jeweils ein eigenes Programm für unabhängige Entwickler. Sei es ID@Xbox, Nindies@Home oder das PlayStation-Develop-Programm, plötzlich ist es deutlich simpler und billiger (bis kostenlos) geworden, ein Spiel für die großen Konsolen rauszubringen.

Hier kommt die Flut

Als die Dämme brachen, kam die Flut an: Mittlerweile sind die digitalen Shops vollgestopft mit Indie-Titeln, die alle um die Aufmerksamkeit und die Gunst der Spieler werben. Ähnlich sieht es auf Steam aus: Mittlerweile erscheinen fast jede Woche neue Indie-Werke, die mal mehr, mal weniger gelungen sind. Während nun auch etablierte Publisher wie Team17 wieder diesen kleinen Titeln nachgehen (The Escapists) und sich kein Konsolenhersteller vorwerfen lassen will, diese unabhängigen, neuen Talente zu ignorieren, stellt sich zunehmend die Frage, ob die Indie-Szene überbewertet sei.

The Escapists

Team17 fahndet wieder nach kleineren Titeln wie hier The Escapists

Inhärent sind unabhängige Entwickler meist mit einem kleineren Budget ausgestattet, als AAA-Produktionen. Daher definieren sich Indie-Titel meist durch einzigartiges Gameplay, tolles Storytelling oder eine eigensinnige Idee, die den Massenproduktionen der großen Industrie entgegensteht. Auf der Strecke bleibt dabei oftmals die grafische Präsentation, was von den Entwicklern aber häufig als eine bewusste Entscheidung deklariert wird. So begegnen uns immer wieder Spiele mit „Retro-Feeling“, die entweder mit detailreicher VGA-Grafik überzeugen wollen oder gar mit 16-Bit-Sprites den alten SNES-Charme wiederbeleben. Zweifelsohne gibt es dafür nicht nur einen Markt, sondern auch außergewöhnliche Spiele wie die Blackwell-Serie von Wadjet Eye Games, die tatsächlich so daherkommen, als ob sie die finanziellen Grenzen als Ansporn ansehen, um ihre Möglichkeiten voll auszuschöpfen.

Trotz oder gerade wegen des geringen Budgets lotet die Blackwell-Serie die Grenzen des Genres aus

Trotz oder gerade wegen des geringen Budgets lotet die Blackwell-Serie die Grenzen des Genres aus

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