Crowdfunding: Der Spieler als Publisher

Er bezeichnete es als seinen größten Fehler: Wenn Peter Molyneux in fünf Jahren auf sein Werk Godus zurückblicken wird, wird ihm wohl auffallen, wie zweischneidig das Schwert Crowdfunding war. Was als Unabhängigkeit gefeiert wurde, kann schneller als Albtraum zurückkommen, als einem lieb ist. Und so entwickelte sich der Spieler seit Kickstarter zu dem, was Entwickler so sehr vermeiden wollten: zum Publisher.

Einmal Hype und zurück

Was wurde nicht alles über Kickstarter geredet. Da sind zum einen die Entwickler, die die neue Unabhängigkeit feierten und das Ende der Publisher einläuteten. Auf der anderen Seite stehen die Spieler, die die Wiederbelebung ihrer Nostalgie feierten und das Ende der Publisher einläuteten. Für einen kurzen Moment waren also alle glücklich, denn die Projekte ließen hoffen: ein Point-and-Click-Adventure, ein Oldschool-Rollenspiel, eine Weltraumsimulation, eine Göttersimulation. Es war der feuchte Traum der 1990er-Generation, es war all das, was EA kaputt gemacht hat.

Star CItizen Screenshot

Star Citizen ist ein Crowdfunding-Phänomen mit über 70 Millionen Dollar Budget.

Mittlerweile hat sich die Stimmung stark gedreht, denn viele Hoffnungsträger, die mit wehenden Fahnen finanziert wurden, konnten die Erwartungen nicht erfüllen oder sind noch gar nicht erschienen. Zuletzt wurde beispielsweise die Veröffentlichung von Elite: Dangerous gefeiert, allerdings ist das Spiel noch längst nicht da, wo es sich viele Unterstützer gewünscht hätten. Inhalte werden zwar nachgeliefert, und letztlich ist der neueste Weltraumer definitiv kein Totalschaden, doch es gibt gleichzeitig noch viel zu tun.

Anders sieht es dagegen zum Beispiel bei Broken Age aus: Das Vorzeigeprojekt von LucasArts-Legende Tim Schafer und der Initiator der großen Crowdfunding-Welle ist noch immer nicht fertig, obwohl das Adventure bereits vor drei Jahren mit mehr als 3 Millionen US-Dollar mehr als ursprünglich gefordert eingespielt hatte. Immerhin gelang es dem ersten Akt des Spiels, die Kritiker zunächst verstummen zu lasen, denn hier stimmt die Qualität, obwohl oder gerade weil sich Spieler in Geduld üben müssen.

Early Access und der Ruf

Der selbe Entwickler, Double Fine, ist aber auch verantwortlich für ein nicht besonders ruhmreiches Kapitel der jungen Crowdfunding-Geschichte. Das Aufbauspiel Spacebase DF9 wurde auf Steam Early Access veröffentlicht, einem Programm, welches Entwicklern die Möglichkeit gibt, noch nicht fertige Spiele an das Publikum zu bringen und sie so quasi früh an den Titel zu binden. Um an dem frühen Zugriff teilzunehmen, müssen Spieler allerdings Geld zahlen. Damit ist Early Access quasi eine Vorbestellung und eine kostenpflichtige Betaphase in einem. Die Krux an der Sache: Titel müssen nicht unbedingt fertig werden oder, wie am Beispiel Spacebase DF9 zu sehen ist, werden einfach als fertig deklariert, weil das Geld ausgegangen ist oder das Interesse nicht groß genug war. Die zahlende Spielerschaft findet das dann natürlich nicht so gut.

Spacebase DF-9 Wallpaper

Ziemlich alleine gelassen: Unterstützer von Spacebase DF-9

Early Access und Kickstarter haben auf den ersten Blick tatsächlich viele positive Seiten: Unabhängigkeit von Publisher-Entscheidungen, kreative Freiheit für die Entwickler und eine Revitalisierung des Nischenmarkts. Doch wenn das Geld ausgeht, geht das Geld aus. Wer keinen Notfallplan hat, der kann ein Projekt dann auch gerne mal gegen die Wand fahren. Und so wächst der Zweifel der Spieler zu Recht immer weiter, was immer wichtiger wird.

Schon seit einiger Zeit setzt sich der Trend durch, dass neben guten Konzepten vor allem die Präsentation, der sogenannte Pitch wichtig ist. Dabei zählen ein gut gemachtes Video, aufwendig gestaltete Konzeptgrafiken und vor allem eine Galleonsfigur: Wenn man eine Designerkoryphäe aus den 1990ern, etwa Chris Roberts oder Peter Molyneux, hat, dann ist der Erfolg fast nur eine Frage von Sekunden. Kleine Studios mit großen Zielen finden dabei selten ihr Publikum. Bei dieser Konstellation stellt sich allerdings eine zentrale Frage.

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